Das Gesicht ist grimmig und entschlossen, die Hände sind zu Fäusten geballt: Die zehnjährige Lana weiß genau, wie sie allein mit Gestik und Mimik ihrem Gegenüber die Grenzen aufzeigen kann. Nein zu sagen mit Worten und mit Körpersprache, etwa wenn Erwachsene übergriffig zu werden drohen, haben Lana und ihre insgesamt 63 Mitschülerinnen und Mitschüler der Grundschule Lohmar-Birk gelernt – in einem Selbstbehauptungskurs mit Experten der Kölner Firma „Skills4Life“.
„Unsere Kinder sollen sich selbstbewusst behaupten können, wenn sie bald auf eine weiterführende Schule wechseln“, sagte Schulleiter Tobias Voßemer, der deshalb regelmäßig für die vierten Klassen dieses Selbstbehauptungstraining organisiert. Das kostet freilich 45 Euro pro Kind. Doch: „Die Kinder fit zu machen fürs Leben, darf nicht am Geld scheitern“, betonte Gabriele Willscheid, die Geschäftsführerin der BürgerStiftungLohmar. Zusammen mit der Vorsitzenden Renate Krämer brachte sie deshalb einen großen Spendenscheck mit in die Grundschule. Die Finanzierungslücke in Höhe von 635 Euro für das Selbstbehauptungstraining schloss die Bürgerstiftung und reduziert so die Eigenbeiträge der Eltern, wofür sich nicht zuletzt Christina Kaemmerer, die Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule, und ihr Stellvertreter Jorge Da Silva, dankbar zeigten. „Das war für uns keine Frage, denn das müssen sich alle Eltern leisten können“, erklärte Renate Krämer. Und: „Das ist gut angelegtes Geld“, zeigte sich Gabriele Willscheid überzeugt, nachdem ihr die Kinder von dem Training berichteten.
„Wenn ich der Fußgängerzone bedrängt werde“, erzählte Leonie, „Dann sage ich: Geh’ auf die Seite.“ Auch Elodie weiß, wie sie sich wehren kann, wenn sie bei Begegnungen ein „mulmiges Gefühl hat“. Zu erkennen und deutlich zu machen, wo Berührungen für sie persönlich in Ordnung sind, wo sie grenzwertig oder gar übergriffig werden, haben die Schülerinnen und Schüler in dem Seminar unter anderem mit Rollenspielen trainiert. Spielerisch vermittelten die Pädagogen von Skills4Life, welche Wirkung allein ein selbstbewusstes Auftreten hat, dass sie ihre eigenen schlechten Gefühle ernst nehmen und mit einfachen gewaltfreien Strategien sich zur Wehr setzen können. Die Kinder haben gelernt, dass sie ihrem Bauchgefühl vertrauen und jedem ihre eigenen Grenzen aufzeigen können. Mehr noch: Auch Team- und Kooperationsbereitschaft haben sie in Abenteuerspielen eingeübt, damit sie in unangenehmen Situationen, ob in der Klasse, auf dem Schulhof oder auf der Straße, nicht allein dastehen, sondern sich vielmehr untereinander Hilfe anbieten und sich helfen lassen.
„Das sind wichtige soziale Kompetenzen“, meinte Gabriele Willscheid und machte den Kindern zusätzlich Mut: „Ihr könnt euch jetzt sicher fühlen und müsst euch nichts gefallen lassen, was ihr nicht wollt.“ „Genau“, bestätigte Lana: „Ich sage dann: Bis hierher und nicht weiter.“
Foto: BürgerStiftungLohmar
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Bildunterschrift v.l.n.r.:
Schüler-/innen der GGS Lohmar mit Schulleiter Tobias Voßemer (links), Renate Krämer (Mitte) und Gabriele Willscheid(rechts), beide BürgerStiftungLohmar sowie Christina Kaemmerer und Jorge Da Silva, beide Förderverein GGS Lohmar