Derzeit ist viel von Integration und Fachkräftemangel die Rede. Die Integration hat Alirizo Davlatov geradezu vorbildlich gemeistert, und er ist auf dem besten Weg, sich als hochqualifizierte Fachkraft in die Gesellschaft seiner neuen Heimat einzubringen. Jetzt wurde der 20-Jährige mit dem 19. Studienstipendium der BürgerStiftungLohmar ausgezeichnet.
In ihrer Laudatio skizzierte Gabriele Willscheid, die Geschäftsführerin der Bürgerstiftung, kurz den Werdegang des Stipendiaten. 2014 ist er mit seinen Eltern und seinen Geschwistern aus Kirgisistan nach Deutschland geflohen. Ohne jegliche Deutschkenntnisse kam er in die Grundschule Lohmar. In einem atemberaubenden Tempo von nur einem halben Jahr erlernte er Deutsch und wechselte auf die Lohmarer Gesamtschule. Schon das, so die Laudatorin, habe deutlich gezeigt, dass Davlatov „bereit und willens ist, hart zu arbeiten und Herausforderungen zu meistern.“
Doch nicht die widrigen Umstände seien der Grund gewesen, den Abiturienten für das Studienstipendium, das mit 2.500 Euro dotiert ist, auszuzeichnen. Entscheidend sei vielmehr, dass er mit einem Notendurchschnitt von 1,4 das beste Abitur an der Gesamtschule und von allen Bewerberinnen und Bewerbern erzielt habe. Alirizo Davlatov habe sich während der gesamten Schulzeit durch konstant herausragende Leistungen in allen Fächern hervorgetan, zitierte Gabriele Willscheid aus dem Empfehlungsschreiben der Schule.
Eine solch konsequente Strebsamkeit musste natürlich entsprechend gefeiert werden. Zum Sektempfang auf Schloss Auel hatten sich viele Gäste eingefunden. Selbstredend waren die Eltern des Stipendiaten, Omina Khitobova und Ahmad Davlatov, gekommen, und auch Renate Krämer, die Vorsitzende der Bürgerstiftung, und Friedhelm Lemmer, der Kuratoriumsvorsitzende. Ebenso waren vom Stiftungsvorstand Professor Dr. Franz Wingen und Joachim Schwellenbach dabei, die mit der Geschäftsführerin den Stipendiaten ausgewählt hatten. Auch Ehrenvorsitzender Helmut Otto ließ es sich nicht nehmen, dem jungen Mann zu gratulieren, wie auch Bürgermeisterin Claudia Wieja und Sabine Henseler, die Leiterin der Gesamtschule, die Beratungslehrerin Marie-Christin Sommer und Oberstufenleiterin Meike Thelen.
Als Überraschungsgast hatte die Laudatorin Brigitte Dimitrijevic von der Hausaufgabenhilfe in der Flüchtlingsunterkunft am Dammweg eingeladen. Denn mit ihrem Sprachunterricht habe sie Alirizo Davlatov in der ersten Zeit gewissermaßen den Schlüssel zur Integration vermittelt. Dass die voll und ganz gelungen ist, zeigt sich nicht nur in den schulischen Leistungen, sondern auch in seiner persönlichen Haltung: Davlatov habe, so hieß es in der Laudatio, die Fähigkeit, in Diskussionen auf konträre Meinungen respektvoll einzugehen, ohne den eigenen Standpunkt aus den Augen zu verlieren. „Respektvoller Umgang miteinander und die Akzeptanz anderer Meinungen sind die Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander“, lobte die Rednerin. Außerdem sei der Stipendiat kontaktfreudig, setze sich für andere ein und helfe, wo er kann. Die Abiturfreier habe er maßgeblich mitorganisiert und im Schulkiosk geholfen. Ein Herzensanliegen sei es ihm, einer alten Frau bei den täglichen Arbeiten unter die Arme zu greifen, und ganz nebenbei frönt er seiner Leidenschaft „Fußball, Fußball und nochmals Fußball.“
Seine Zukunft hat er dabei fest im Blick. Ende des Monats beginnt er ein Studium des Bauingenieurwesens an der Technischen Hochschule in Köln. Insbesondere interessiert ihn nachhaltiges Bauen und die Entwicklung umweltfreundlicher Bauprojekte. Er möchte Wohn- und Lebensräume schaffen, die funktional, ästhetisch, nachhaltig und energieeffizient sind. Da macht sich Gabriele Willscheid keine Sorge: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Sie das alles schaffen.”