Mit langem Atem zur Integration

„Willkommenskultur“ freut sich über Spende der BürgerStiftungLohmar

Flüchtlinge machen derzeit nur noch Schlagzeilen, wenn sie auf Rettungsschiffen, wie aktuell der „Alan Kurdi“, oft Wochen im Mittelmeer umherirren, bevor europäische Staaten, unter ihnen auch immer wieder Deutschland, ein Erbarmen haben und sie endlich ans sichere Ufer können. Von jenen aber, die in Deutschland, die in Lohmar, Zuflucht fanden, redet kaum noch jemand.

„Das macht unsere Arbeit nicht leichter, wir haben kaum noch Unterstützer“, seufzt Johannes Berens. In der Lohmarer „Willkommenskultur“ ist er der Koordinator für die Sprachkurse von Flüchtlingen, die zu finanzieren angesichts der zurückgegangenen Spendenbereitschaft immer schwieriger werde.
Umso mehr freut er sich darüber, mit der BürgerStiftungLohmar eine verlässliche Unterstützerin zu haben: Einmal mehr besuchte deren Geschäftsführerin Gabriele Willscheid mit Stifterin Annett Still eine Deutschstunde für Flüchtlinge und hatte natürlich auch einen Spendenscheck dabei. Mit 700 Euro beteiligt sich die Bürgerstiftung an den Kosten für den aktuellen Sprachkurs, der insgesamt 13 Männer und Frauen verschiedener Nationen von der Alphabetisierung bis zum sogenannten Sprachniveau A2 führen soll.
„Gute Sprachkenntnisse sind Grundvoraussetzung für eine Integration. Das gilt für Kinder und Erwachsene gleichermaßen“, begründet die Geschäftsführerin, warum die Stiftung „im Rahmen unserer Möglichkeiten“ die Willkommenskultur immer wieder gerne unterstütze. Zumal der Vorstand und sie persönlich „das große Engagement“ der Flüchtlingshilfe „mit großem Interesse und Bewunderung“ verfolge.

In der Tat: Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer brauchen einen langen Atem, um den Geflohenen bei ihren ersten Schritten im für sie unbekannten Land unter die Arme zu greifen. Doch der unermüdliche Einsatz trägt Früchte. Nicht selten entstehen zwischen Berens und seiner Stellvertreterin Maria Horstmann freundschaftliche, fast schon familiäre Beziehungen zu ihren Schützlingen. Und oft steht am Ende eine gelungene Integration, die einer Erfolgsstory gleicht.

Zum Beispiel die Geschichte der mittlerweile 18-jährigen Albanerin. Im März vor vier Jahren strandete sie mit ihren Eltern und ihren zwei Geschwistern in Lohmar. Sie konnte kein einziges Wort Deutsch, inzwischen besucht sie ein Gymnasium, auf dem sie sogar schon einmal eine Klasse übersprungen hat. Nächstes Jahr will sie ihr Abitur machen und dann Naturwissenschaften studieren, erzählte sie Gabriele Willscheid. „Großartig“, lobte die Geschäftsführerin und empfahl der jungen Gymnasiastin, sich dann um das Studienstipendium der BürgerStiftungLohmar zu bewerben.

Respekt zollte Stifterin Annett Still auch der aus der Türkei geflohenen Familie. Vor 18 Monaten kamen die Eltern mit ihren zwei Söhnen nach Lohmar, büffelten bei Ute Bartel, die im Auftrag der Volkshochschule Rhein-Sieg die Sprachkurse durchführt, fast schon verbissen ihre neue Sprache Deutsch. Vor wenigen Wochen wurde der Familie das Bleiberecht zuerkannt. Während der ältere Sohn die siebte Klasse des Gymnasiums besucht, der jüngere die dritte Klasse der Grundschule, hoffen die Eltern, nun bald eine Arbeitsstelle zu finden. In der Türkei war die Mutter Biologielehrerin, der Vater unterrichtete Chemie an derselben Privatschule. Und: Das Jobcenter habe ihnen Hoffnung gemacht, dass sie vielleicht sogar wieder in ihrem alten Beruf arbeiten könnten, erzählt der Vater. Das, meint die Stiftungs-Geschäftsführerin, sei nicht zuletzt auch ein Verdienst von Ute Bartel, die sich über ihre Aufgabe als Deutschlehrerin hinaus mit viel Einfühlungsvermögen um ihre Schülerinnen und Schüler kümmere.

Eine Wunde aber wird noch lange nicht heilen. Ob die junge Frau aus Albanien oder die Familie aus der Türkei: Ihre Angst haben sie mitgenommen in ihre neue Heimat, weshalb sie ihre Namen lieber nicht nennen wollten. Gabriele Willscheid zeigte Verständnis und versicherte: „Sie sind unsere neuen Nachbarn. Wir wünschen Ihnen alles Gute und hoffen, dass Sie in Lohmar Ihren Weg machen.“


Bildunterschrift v.l.n.r.:

Bei der Scheckübergabe: links Gabriele Willscheid, dahinter Ute Bartel, rechts Maria Hostmann, Johannes Berens und Annett Still mit Schülerinnen und Schülern des Sprachkurses

Datum: 19. Apr. 2019

Rückfragen an:

Frau Gabriele Willscheid
Geschäftsführerin
info@buergerstiftunglohmar.de